Beispiel Grafik für Digitale Piraterie generiert durch ChatGPT

Wenn das so weiter geht werde ich (wieder) Pirat!

Okay, ich bin alt. Also wirklich. Als ich vor vielen Jahren meine ersten Käufe tätigte besaß ich was ich gekauft habe. Egal ob Lego, Playmobil oder den Film, es war physisch in meinem Besitz. Geld konnte man natürlich auch für Dienstleistungen ausgeben, aber wir reden hier über Konsumgüter. Mein erstes Spiel wurde mir geschenkt von meinen Eltern, ich erinnere mich da komischerweise noch dran. Es war Super Mario für den GameBoy und es war eine Physische Kassette, die man in den GameBoy stecken konnte.

Das ist wo ich her komme. Und irgendwie vermisse ich es. Seit ein paar Jahren habe ich genau wie jeder andere Mensch um mich rum Spotify. Netflix. Amazon Prime. Aber immer mehr habe ich das Gefühl des Überangebots und gleichzeitig fehlen mir bestimmte Dinge, die einfach nicht in diese Welt passen wollen.

Als Beispiel die großartige Band Janus vertreibt ihre Musik ausschließlich auf Bandcamp , da sie damit mehr Umsatz machen können als bei Spotify, was ich für eine kleine Band total verstehen kann. Ich habe aber kein Bandcamp und bin in den letzten Jahren von einem aktiven Albenhörer mehr zu einem „Meine Songs“ Hörer geworden.

Wer meinen Blog gelesen hat weiß, dass ich in den letzten Monaten immer mehr die Ideen des Minimalismus und des Essentialismus verfolgt habe und mit dem Verzicht von Physischem Besitz aktuell stark einher gehe, aber es fällt mir immer wieder auf, wie sehr ich vermisse nostalgisch auf alten Scheiß zurück zu greifen.

Gehen wir mal in die Kategorie „Spiele“. Früher hatte man eine CD, mehrere CDs oder DVDs, bevor Steam das Game verändert hat. Viele Spiele von damals kann man heute einfach noch spielen, wenn man einen PC mit Laufwerk hat und eventuell einen Emulator benutzt um die Anforderungen zu simulieren. Und dann gibt es Spiele, die es einfach nicht mehr gibt. GTA 4 zum Beispiel gab es eine Zeit lang nicht, weil die Lizenzen der Radio Songs ausgelaufen waren. Oder es gibt Software, die überprüft ob man das Spiel gekauft hat über das Internet. Und weil das Spiel zu alt ist, deaktiviert man diesen Service und das Spiel kann sich einfach nicht als „echt gekauft“ bestätigen. Oder es prüft beim ersten Starten auf Updates und die Updateserver sind nicht mehr erreichbar.
Und Zack schon ist das von dir gekaufte Spiel nur noch eine Erinnerung und kann nicht mehr gespielt werden.

Das ist eine Entwicklung, die ich überhaupt ich leiden kann. Bei Spielen gibt es zumindest das Konzept „Stop Killing Games “.

Gehen wir mal in den Bereich der Filme. Mittlerweile gibt es diverse Berichte von gekauften digitalen Filmen, die auf einmal aus den Mediatheken verschwunden sind. Der Anbieter ist dabei auch egal. Es gibt aber Klassiker, die ich wirklich regelmäßig sehe. „Der Club der toten Dichter“ als ein bekanntes Beispiel oder das großartige Wert „Arrival“, dass ich so überzeugend fand, dass ich mir das Symbol für die Menschheit auf den Unterarm habe tätowieren lassen. (Mein Dank gilt hierbei übrigens der Toni !).
Logische Konsequenz: Wenn es die Filme nicht verlässlich in den von mir für viel Geld abonnierten Stellen gibt, muss ich wohl auf physische Kopien zurück greifen.

Und dann als letztes Beispiel Hörspiele. Und das ist ein besonders perfider Fall. Es gibt eine Hörspielgeschichte über zwei Staffeln die „Korridore“ heißt und mir auf dem Internationalen Hörspiel Wochenende empfohlen wurde. Ich habe das Hörspiel gehört und gefeiert! Es ist von unserem Steuergeldern bezahlt worden und kostenlos und er ARD Mediathek als Hörspiel zu finden. Moment… Ist es doch nicht? Nein! Denn der SWR hat sich gedacht: Nehmen wir raus. Das passierte circa als die Hörspielreihe Mia Insomnia (ebenfalls Öffentlich Rechtlich und ebenfalls eine Empfehlung) ihre dritte und finale Staffel veröffentlicht hat.
Ich habe den Macher des Hörspiels auf Instagram angeschrieben und erhielt die Info: „Ich weiß da leider auch nichts und bekomm auch keine Infos!“, wo drauf ich mich an den SWR Hörspielbereich gewandt habe und die Information erhielt: „Joa, weiß man nicht, hat man so entschieden, kann ich auch nirgendwo bekommen, aber es gibt ja noch genug andere gute Hörspiele. Ob ich Mia Insomnia schon kennen würde.“
Wenn ich jetzt nicht mal mehr auf Hörspiele zugreifen kann, welche wir mit Rundfunkbeitrag schon bezahlt haben, dann verstehe ich jeden Rundfunkkritiker!
Ich hätte es ja auch einfach als MP3s genommen, wenn man es nicht mehr im Streaming bewerben möchte…

All das zusammengefasst sehe ich immer mehr warum Menschen in meinem Umfeld in der letzten Zeit regelmäßig Kazaa, E-Mule und Napster im Kopf haben. Das ganze bringt einem aber nur teilweise etwas, man braucht noch die passende Hardware zuhause um zum Beispiel MP3 und Video Streaming betreiben zu können.

Ich habe noch jede Menge gekaufter oder selbst gerippter (also CD wird zu MP3) MP3 Dateien in meiner NextCloud, die ich in den kommenden Tagen in NaviDrome überführen werde. Eine Lösung, die man auf eigenen Servern zuhause verwenden kann um seine Musik wie bei Spotify direkt auf Handy und Co zu verwenden.
Für das Streaming von Video habe ich mir noch keine Software final ausgesucht, aber ich werde mir Jellyfin anschauen. Das Rippen meiner StarGate oder StarTrek DVDs wird aber Wochen brauchen und ob ich auf das permanente Summen im Hintergrund grade Lust habe weiß ich noch nicht.

Den Punkt, dass jeder Dienstleister jetzt seine eigene Streaming Plattform etablieren möchte und man demnächst 50 Dienste parallel pro Monat bezahlen soll vergrößert meine Gedanken vielleicht etwas…

PS: Ich frage mich, wann wir in einen Bereich kommen, wo man zu jedem Physischen Buch einfach eine digitale Kopie bekommt, denn das würde ich übelst feiern. Und bitte keine bei der man permanent Adobe zuhören lassen muss, denn diese DRM Methoden sind einfach nur nervig.
Grade Rollenspielbücher habe ich gerne sowohl Analog als auch Digital und bezahle auch gerne mehr, aber nicht zwei mal den beinahe identischen Preis. Macht Bundles! (Props an dieser Stelle an den Rheinwerk Verlag !)