Werbebild von der Cassandras Run Webseite

Cassandras Run

Wer kein Audible besitzt um sich Abends in den Schlaf mit Geschichten bringen zu lassen, der werfe den ersten Stein, aber bei mir sind Hörbücher etwas, denen kann ich nur schwer folgen. Die Monotonie der Stimme ist etwas, dass ich kaum bis garnicht ertragen möchte, denn auch wenn die Leser wirklich richtig gut geworden sind in den letzten zwei Jahrzehnten fehlt mir die akustische Abwechslung.

Ich höre ganz bewusst lieber Hörspiele und dabei ist mir egal ob es jene sind, die Freunde von mir gemacht haben, Hörspiele für Kinder sind oder Hörspiele, die Amateure in ihrer Freizeit gemacht haben.

Und genau so eins habe ich grade erst wieder aus der Mottenkiste geholt.

Die Hörspiel Reihe „Cassandras Run “ erinnert mich massiv an das Rollenspiel Shadowrun, hat damit aber nur bedingt zu tun, auch wenn die Erschaffer in den FaQs der Seite zugaben Rollenspieler zu sein…

Wir befinden uns in einer nahen Zukunft in und um Nürnberg. Mitten in Franken führt der Radiomoderator „Suleiman Morlock“ ein gefährliches Doppelleben. Zum Einen führt er einen Alibiradiosender gegen den Alles beherrschenden Konzern „Norcon“, der Neben Reisebüros, Beautyprodukten und Presse auch das Militär und die Polizei komplett alleine zu stellen scheint. Zum Anderen lenkt er über den Radiosender immer dann, wenn Norcon nicht mithört Agenten Operationen um gegen Norcon vorzugehen. Er leitet die Agenten, so genannte Runner, an gefährliche Aktionen durchzuführen und immer dann, wenn eine knifflige Situation entsteht, kommt er alleine nicht weiter und nutzt das Netzwerk des Radios um sich Beistand zu besorgen.

In diesen Momenten haben im LiveHörspiel, oder bei Erstausstrahlung im Radio-Z die Zuhörer, welche hier Brains genannt werden, die volle Kontrolle darüber, wie es weitergeht.
Wird eine Tür geöffnet oder bleibt sie zu?
Wird das blaue oder das rote Kabel zuerst durchgeschnitten?

Das macht das Hörspiel richtig unterhaltsam.

Auch die Charaktere, welche vielleicht etwas platt erscheinen, sind für das Medium des Hörens perfekt gebaut, denn man muss sich nicht erst Stundenlang überlegen ob und wie eine Figur wohl ihre tragische Geschichte vorträgt. Sie sind sehr stereotypisch und werden auch genau so gesprochen.

Das Ganze ist aber alt. Also nicht ein bisschen alt, sondern zum Zeitpunkt dieses Eintrags wurde das erste Hörspiel 24 Jahre vorher veröffentlicht. Ich habe Auszubildende, die haben da noch nicht gelebt, als ich dieses Hörspiel gehört habe, das Menschen im Internet und Radio gemacht haben.
Und das führt dann halt auch leider zu einem Soundgefühl, das heute etwas anders wäre, denn heute sind wir in einer Zeit in der jedes Lavaliermikrofon von einem Instagrammer ohne Probleme mit einem alten Studiomikrofon mithalten kann und durch Audiotools und AI die Qualität echt verbessert werden kann.

Nicht, dass ich das gutheiße, aber ich weiß von mindestens einem Podcast bei dem einfach nur ins Handy gesprochen wurde…

Aber warum schreibe ich darüber, wenn das doch alte Technik ist? Weil die Technik mir egal ist. Aber leider nicht jedem. Ina, die Frau meines Lebens, hat mich ohne zu wissen was ich höre, gefragt wie alt das ganze sei, weil sie die alte Machart und die alte Akustik raushört.
Wenn man damit gut kann, dann sollte man das Hörspiel hören und den einzelnen Folgen wirklich eine Chance geben, wenn man aber schon den Herrn der Ringe nicht mehr schaut, weil der ähnlich alt ist, ist vielleicht das Hörspiel auch nichts für entspannende Momente.


Ich höre Cassandras Run alle paar Jahren, denn mich erinnert das an die Zeit, in der ich zusammen mit meinem guten Freund Gerd versucht habe unser erstes und zweites Hörspiel aufzunehmen und aus dieser Handlung ist ja dann auch meine Beziehung mit meiner Frau entstanden.
Es ist Nostalgie und die Geschichte ist komplex genug, dass ich zwar die Rahmenhandlung immer im Kopf behalten habe, aber die genauen Szenen nicht mehr weiß und damit auch einige Gags aus meinem Kopf verschwunden sind.

Menschen die gerne Geschichten hören, die anders sind als „die Drei Fragezeichen“ oder irgendwelche Hollywood Blockbuster, sollten dieses alte und viel zu wenig beachtete Hörspiel hören und mir gerne sagen ob ich hier total falsch denke.

Eine Sache die ich besonders hervorheben möchte ist das Lizenzrecht. So etwas gehört einfach unter Creative Commons und das haben die Schöpfer des Hörspiels auch gemacht. Dieses Hörspiel darf frei kopiert und weiterverbreitet werden, solange es nicht verkauft wird. Tolle Sache!

Und zu guter Letzt:
Wenn das gewünscht ist, erzähle ich gerne noch von all den anderen nischigen Hörspielen und Musikgruppen, die ich so konsumiere.

fin