Forenrollenspiel
In einem älteren Beitrag habe ich darüber berichtet, dass ich schon sehr, sehr lange Rollenspiel spiele. Angefangen hat alles mit meinen Freunden aus der Kirche, die sich mit mir hingesetzt haben und in langen Samstagen die Rollenspiele „Das Schwarze Auge“, „Shadowrun“ und „Earthdawn“ geplant und gespielt haben.
Damals war ich unter 10 Jahre alt. Später bekamen wir dann Internet und der Fokus hat sich etwas verschoben. Unsere Samstag-Runde spielte immer weniger und erst ein paar Jahre später fand ein neuer Freundeskreis Einzug in mein Leben. Der neue Freundeskreis hat anschließend mehrere Rollenspieltage pro Woche hin bekommen und wir hatten gemeinsame Fahrten über ganze Wochenenden mit dem Schwerpunkt des Rollenspiels. Mein Herz blutet, wenn ich daran denke, denn das fehlt mir. Aber wann kann man als erwachsener Mann noch so abschalten und ein ganzes vorbereiten Wochenende wegfahren und in eine andere Welt abtauchen.
Rollenspiel ist ja nicht das nerdige am Tisch sitzen und einen Spielplan mit Figuren und Würfeln vor sich haben, dass man zum Beispiel aus Stranger Things kennt, sondern es ist auch dann schon erreicht, wenn man eine Figur verkörpern kann.
Wie gesagt war das Internet damals „Jung“ im Vergleich zu heute. Wo man heute auf dem Handy permanent erreichbar ist, mussten wir noch das Modem nutzen um eine Verbindung mit dem Internet herzustellen und dann aktiv unsere Zielseiten aufzurufen. Es gab kein Google, es gab Linkseiten auf denen sich Seitenbetreiber selbst eintrugen.
In dieser Zeit bestand eine normale Internetsession für mich aus 30 bis 60 Minuten Zeit in denen ich meine Mails überprüft habe, während ich bei ICQ und IRC online war, zwei Chatprogramme. Anschließend wurden diverse Foren manuell überprüft, wenn keine Benachrichtigung für bestimmte Threads in den Emails zu finden war. Und dann hat man am nächsten Tag in der Schule oder per Telefon oder SMS mit den Menschen aus den Foren korrespondiert.
Meine erste Veranstaltung zum Thema Rollenspiel war die RatCon in Dortmund, die ich ohne das Internet niemals aufgesucht hätte.
Während damals keine Zeit für Rollenspiel in meinem Leben war, war die Zeit für Foren aber gegeben. Es gab gute und schlechte Forenrollenspiele, die unterschiedlich viel Spaß gemacht haben.
Bei TrekZone wurde damals ein StarTrek Rollenspiel gespielt in welchem ich mehrere Charaktere verkörpern durfte. Am Ende eine ganze Familie nebst weiterer Charakter. Das hat unfassbar viel Spaß gemacht, dazu die wöchentlichen Missionen. Es war leider am Ende zu Zeitaufräumdig und verpflichtend für mich.
Beide Vampire Runden, also Insancta Vitae aus Münster, als auch die Rheinblut Chronik aus Düsseldorf waren echte Vampire the Masquerade Live Domänen, die zwischen den Spielabenden das Spiel aufgebaut haben. Die Forenspiele haben Möglichkeit gegeben politisch Aktiv zu sein und längere Gespräche zu führen als das am eigentlichen Spielabend möglich war. Außerdem konnte man endlich mal beschreiben was der eigene Charakter für nen geiler Typ war, ohne, dass man es in einem Raum voller Spieler beschreiben musste. Man konnte es ja niederschreiben und jeder konnte es lesen.
Eine absolute Empfehlung das so zu machen, aber ich befürchte, dass das heute nicht mehr so gemacht wird.
In meinem eigenen Forum habe ich mit Freunden aus meiner Heimat und Unbekannten aus dem Internet die schöne Stadt Vinsalt aus dem Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ intensiv bespielt.
Was habe ich noch gespielt? Ich habe diverse Buffy, Charmed und andere Serienrollenspiele gespielt. Das Problem an denen ist, dass die Welt halt häufig extrem großartig war, aber nicht darauf ausgelegt war, dass man selbst etwas an der Welt verändern konnte. Es war also sehr endlich, was erreicht werden konnte und auch mit wem man interagieren konnte. Buffy hat sich trotz der besten Flirtversuche nie für meinen Charakter interessiert, sondern nur für die beiden Ying-Yang Vampire Spike und Angle.
Der Vorteil von Forenspiel ist ganz massiv, man kann mehrmals am Tag antworten, manchmal reicht aber auch eine Antwort pro Tag und man kann es Asynchron spielen.
Aktuell merke ich, dass ich zwei tolle Rollenspielrunden habe, die aber terminlich nicht immer so bedienen kann, wie ich das gerne würde und daher immer häufiger auf dem Trockenen sitze. Da ich keine weitere Tischrunde schaffen werde, war meine Überlegung ob es eventuell noch gute Forenrollenspiele gibt, die gut bespielt sind, gute Rollenspieler haben in denen man mitspielen kann.
Mir ist das System dabei relativ egal, aber ich möchte keine Verpflichtung für parallele TeamSpeak Abende oder so etwas haben, denn das schaffe ich nicht.
Welche Systeme ich bereits bespielt habe, habe ich oben grob skizziert, ich bin nicht unerfahren und kann häufig tatsächlich auch Gefühle beschreiben, ich bevorzuge Rollenspiele bei denen man das wahrnehmbare Beschreibung und nicht die Gefühle erzählt.
Ein Negativbeispiel:
All ihre Antworten machten ihn traurig. Er griff zur Flasche Whiskey und nahm einen großen Schluck. Das Getränk war billiger Fusel, der sich langsam den Weg den Rachen hinunter brannte. Wie sollte er sie jemals davon überzeugen, dass er der richtige Mann war?
Und dagegen was ich lieber mag:
Chris hörte sich ohne eine Mine zu verziehen ihre Rede an. Sein Blick blieb starr auf sie fixiert. Ohne zu antworten blickte er kurz zu der Flasche auf dem Tisch ziehen ihnen beiden und griff sie fest. „Okay…“, begann er seinen Satz selbstsicher, bevor er die Flasche ansetze und einen großen Schluck nahm. Sein Gesicht verzog sich für einen kurzen Augenblick, dann stellte er die Flasche ab und fixierte sie mit einem zu selbstsicheren Blick und öffnete den Mund als würde er etwas sagen wollen.
In letzteres Beispiel lässt sich so schön viel reininterpretieren und man hat etwas mehr, was die Szene tatsächlich ausfüllt. Manchmal werden Posts dadurch auch unfassbar kurz, aber das ist halt dann nicht immer ein Kant der im Kopf vorgeht, sondern eine Szene die man Verfolgen kann.
Also: Gibt es noch gute Forenrollenspiele?
Falls dem so sein sollte, schickt mir gerne den Link oder ladet mich ein! Nen Post pro Tag bekomme ich hin.
fin