Foto zeigt Stellan Bergqvist, gespielt von Bastian Bringenberg; Aufnahme von Alexandra Kick

LARP: Tagebuch eines Magiers

Tagebuch von Freiherr Stellan Bergqvist von Schönfeldt

Zur ersten Reise in das entfernte Meledras

Auf Geheiß des alten Freundes meiner Familie und Befreiers meiner Heimat, der Baronie Harsdorn, Baron Ragnar Asleif von Harsdorn, habe ich mich aufgemacht in das weit entfernte Meledras. Wie gewünscht, hat mich dabei die Kundschafterin Isabella begleitet. Außerdem hatte ich, vorwiegend für meinen Schutz, den bewaffneten Felix an meiner Seite.

Vor Ort schlugen wir ein Lager mit Brenner Stahl nebst einem unbekannten Begleiters Stahls auf. Stahl ist dafür bekannt schlecht über den Baron zu sprechen und es war für mich verwunderlich, dass ebenjener an diesem Ort zugegen war. Vermutlich war ein bekanntes Ärgernis in dieser Fremde besser als etwas unvorhersehbares.

Während unserer Ankunft im Lager wurde eine Priesterin der Göttin Etherun vor unseren Augen von einer Gruppe Männer getötet. Die Männer stellten sich später als Anhänger einer Gruppierung namens „Eisenwölfe“ heraus. Kein Wunder, dass man sich diesen Namen gibt, wenn man eine Maske in Form eines Wolfes aus Eisen im Gesicht trägt.

Sie sind der profan agierende Arm des Mörders der Priesterin und ihrer Schülerin. Der Mörder stellte sich als ein machtversessener Magier heraus, der von einer bösen Magierin „Kahli“ ausgebildet wurde.

Zum Glück konnten wir den Lehrling von Etherungs Priesterin retten. Sie heißt Stella. Außerdem könnten wir die Eisenwölfe zurück schlagen und damit zumindest ein bisschen verstehen was hier geschah.

Aber Eins nach dem Anderen.

Erst nach dem Aufbau des Lagers fiel uns auf, dass ein Portal neben unserem Lager zu finden war. Es bestand aus zwei pyramidenartigen Steinkonstruktionen, welche mit unterschiedlichen magischen Zeichen versehen waren. Durch dieses Portal verschwand wohl auch der Aggressor selbst; während seine Diener in den Wald zurück geschlagen wurden.

Vier Weitere, mit anderen Symbolen versehene, Pyramiden standen auf dem großen Platz zwischen unseren Lagern. Spannend, dass diese magischen Artefakte uns nicht aufgefallen waren. Zusammen mit Taraxa, einer magischen Musikerin, Akademieleiterin und Baronin, versuchte ich am ersten Abend die Pyramiden zu analysieren und ihren Zweck zu verstehen. Leider war dies gar nicht so leicht.

Im späteren Verlauf des Abends würden 5 Magiewirker parallel versuchen eine Pyramide zu analysieren, was zu dem Auftreten eines roten Nebels führt. Dieser Nebel ist merkwürdig. Zum einen entzieht er ruckartig alle Magie aus dem Körper eines Magiewirkers, zum Anderen scheint er seinen eigenen Willen zu haben und diesen auf Personen, welche ihn am Körper oder in der Lunge tragen zu übertragen. Sowohl das Gemüt ändert sich augenblicklich, als auch sprechen gefühlte 1000 Stimmen parallel auf einen Geist ein und indoktrinieren den Geist Freund und Feind nicht mehr auseinander halten zu können.
Spannender Weise sah ich nie zwei manipulierte gegeneinander vorgehen. Konkrete Analysen waren mir leider nicht möglich, da die potentiellen Probanden zum einen sehr aggressiv waren, zum Anderen auch durch Atmung normaler Luft wieder „normal“ zu werden schienen.
Meine eigenen Erfahrungen bei Atmung des Nebels waren leider sehr schmerzhaft und nicht mit Wissensmehrung gesegnet.

Auf mein Anraten hin entschieden sich die Magiewirker dazu einen Bannkreis um jede der vier Pyramiden zu ziehen. Niemand von uns hatte Bedarf etwas aus den Pyramiden zu erhalten und der Nebel war für eine zu große Belastung. Besonders am Abend und der Nacht.

Leider brach der Neben immer wieder aus, doch dazu später mehr.

Am Abend erhielten wir eine Vision. Wir sind dabei drei Magierwirker. Eine Magister, welche aktiv in einer militärischen Einheit agierte, eine Heilerin mit magischen Kräften und dem Namen Elli und augenscheinlich mir. Die Vision zeigte uns die Opferung einer Bewahrerin durch die Eisenwölfe oder den dunklen Orden, jener Magischen Gruppe, welche die Eisenwölfe durch Manipulation des Geistes wie Marionetten als Kriegsobjekte führt.

Bewahrer sind dabei eine Spezies, welche unmittelbar durch die Göttin des Lebens dieses Ortes, Etherun, erschaffen wurde und als, ihrem Namen vertretenden, Bewahrer agieren sollten.

Um die wichtigen Informationen nicht zu weit von einander zu trennen, ist hier wichtig zu erwähnen: Durch die Opferung der Bewahrer entsteht der rote Nebel, welcher vom dunklen Orden als Quelle magischer Kraft verwendet wird. Zum späteren Zeitpunkt lernten wir, dass auch das Verspeisen von Bewahrerfleisch scheinbar Kraft überträgt.

Die Pyramiden fungierten als Portale, um die vor Ort ungenutzte Kraft zu transportieren. Es war also von Vorteil, dass wir mit mehreren Bannkreisen die Portale verschlossen.

Dies wussten wir leider noch nicht.

Elli erläuterte mir am Abend, dass ihre Göttin einen Raben repräsentieren würde, genau wie auch in unserer Vision ein Rabe auf dem Tisch zu finden war. Ich bat um Aufklärung, welche Informationen nach der Anbetung und Rücksprache mit ihrer Göttin zur Verfügung standen. Lediglich im Unterkleid wurde ich später aus dem Bett gerissen und erklärte mich bereit jeden Informationsaustausch zu unterstützen. Innerlich dachte ich mir: „Aber nicht mehr heute…“. Natürlich hätte ich im Notfall auch in der Nacht noch reagiert. Wir wurden allerdings weder physisch noch mittels Neben erneut angegriffen, daher war mir Erholung wichtiger.

Am kommenden Morgen beobachtet ich Taraxa dabei, wie sie die Schutzkreise erneut aktivierte. Gut, dass sie von alleine dran dachte, so würden wir keine Überraschung erleben.

Ich lernte am ersten Tag unserer Anreise drei Magiewirker aus einem fernen Land kennen. Cleo Schwarzfinger, Kanunin ihres Bey, den Magier Melek Kel‘Dagash, des Wesir des Bey und Ismael von Bahçe den Spahi des Bey. Bey scheint dabei etwas wie ein Baron zu sein. Der gesamte Namen des Bey lautet Bey Osman Dracoglu von Vadi aus Costanin.
Spannende Personen!
Mächtige Magiewirker, die sich ihrer Sache sicher waren und die Lage scheinbar immer unter Kontrolle hatten, auch wenn eine genaue Beobachtung die selbe Unsicherheit wie bei allen anderen Anwesenden zeigte. Ich genoss die Gespräche und sie waren bereit mir Wissen zu vermitteln. Ich wünschte so sehr unsere Zeit wäre nicht auf wenige Tage beschränkt, sondern ich könnte mich ihrer Reise anschließen um mehr von den magischen Künsten zu lernen, aber die Verpflichtungen treiben mich leider in eine andere Richtung.

Dennoch ist es wichtig zu erwähnen, dass ich innerhalb dieser Gruppe von Personen verschiedene Arten von Magie kennen lernen konnte.

Melek nutzte seine Rationalität um in die Gedanken anderer Personen zu dringen. Eine Macht derer ich mich gerne bemächtigen würde. Sie zu lernen halte ich für anständig und notwendig, allerdings ist die Gefahr eines Fehler so groß, dass ich dies in langen Studien lernen sollte.

Cleo zeigte mir, wie ich meine Lebenskraft als Astralekraft auf Dritte übertragen kann. Ich bin mir sicher, dass ich auch in der Lage wäre diesen Transfer als reine Extraktion gegen den Willen einer Person zu verwenden, auch wenn mir kein Grund einfällt, weshalb grade ich diese Gabe nutzen sollte. Für das höhere Wohl wäre es in meinen Augen eine nützliche Gabe, aber ich hoffe dies nie zu benötigen. Entscheidungen trennen uns von den Gesetzlosen.

Ismael ist neben seiner Rolle als Magier auch ein fähiger Kämpfer. Eine Mischung die ich nicht verstehe. In meinen Augen ist das Risiko viel zu groß, Magiewirker sind selten und sollten sich stets aus direkter, profaner, Gefahr halten um sich um die wichtigen Themen kümmern zu können. Außerdem ist jeder Mensch mit einer verletzenden Waffe in meinen Augen ein potentieller Aggressor.
Sicher, auch diese Menschen benötigen wir, aber vielleicht nicht durch uns gelehrte und gebildete.

Nachdem wir Artefakte durch Scharmützel, kluge Späharbeit und pures Glück in unseren Besitz brachten, stellten wir fest, dass wir folglich in der Lage waren die Portale zu schließen. Dieses Vorgehen gelang uns bei 3 von 4 Pyramiden, leider hatten wir den letzten Schlüssel nicht. Eine größere Schlacht mit viel Kampfkraft auf beiden Seiten führte zu viel Verwundungen als unsere Gegenspielerin, eine Magiewirkerin des dunklen Ordens meinen Baron zum Essen einlud. Und noch mehr: Als Dieser annahm.

Er bereitete sich für unsere Lagergemeinschaft offen vor: Ein Gift für die Magiewirkerin, ein Weiteres für die Suppe mit den Bewahrerstücken. Melek würde einen Zauber nutzen um in seinem Kopf zu überwachen, ob es ihm gut ging oder ob er korrumpiert wurde und Cleo wurde in die Lage versetzt seinen Körper zu finden, sollte er entführt werden.

Genau so wurde der Plan dann umgesetzt. Der Baron entfernte sich alleine vom Lager um seiner Einladung zu folgen. Als er nicht von dem korrumpierendem Gebräu essen sollte, sondern lediglich Obst und Nüsse vor sich fand, entschied er sich – nach eigener Aussage - keines der Gifte zu verwenden, sondern mit offenen Karten zu spielen.

Als wir merkten, dass sein Geist schwächer wurde, entschieden wir ihn aus der Situation zu befreien und seine Sicherheit zu erhöhen. Die Befreiung geschah Gewaltfrei.

Unmittelbar im Anschluss planten wir das weitere Vorgehen und überlegten was mit den gewonnen Informationen zu tun sei. Diese Planung mit dem Ziel militärisch Artefakte zu jagen, wurde jedoch nicht abgeschlossen. Nach einem Gespräch mit einer Vertreterin des weißen Ordens, deren Name ich aus Gründen der Sicherheit hier nicht erwähnen werde, wussten wir, dass wir auf einen Überläufter des dunklen Ordens warten würden. Ein Ork würde uns den letzten Schlüssel bringen und ermöglichen…

Und während wir diese Informationen erhielten geschah es auch bereits. Mittels Windstoß warf ich die Agressoren zurück, während das Mitglied des weißen Ordens in Sicherheit rennen konnte. Es entfachte ein Kampf in welchem ich mich mittels untrainiertem Nahkampf wehren musste. Als ein Pfeil mich traf, Elli mich in Sicherheit brachte und anschließend versorgte nahm sich Ragnar meinen Stab und kämpfte wie ein Berserker mit diesem weiter.

Der Neben zog erneut auf und in meine Richtung. Ich war immobil, dennoch Geschützt, denn Cleo nutzte Magie um den Neben weg treiben zu lassen. Ich war sehr dankbar und fühlte mich sicher. Bisher hatten wir niemanden in den Schlachten verloren.

Erst als Elli ebenfalls am Boden lag, versuchte ich mein Möglichstes zu tun, doch ich war zu schwach. Ein Glück, dass ein junger Heiler, der Elli begleitete ihr helfen konnte.

Während ich verletzte war, schlossen andere Magiewirker erfolgreich das letzte Portal, wo durch sich eine Pforte öffnete und den Opferungsraum frei gab. Dieser wurde ebenfalls militärisch gesäubert und seiner magischen Kraft beraubt, damit eine weitere Opferung nicht mehr möglich sein würde. Im Anschluss hörten wir nichts mehr von unseren Feinden.

Nach dem zurückgeschlagenen Angriff habe ich Melek dabei unterstützt einen der gefangenen Eisenwölfe von der Magie des roten Nebels zu befreien. Es war kräftezehrend, aber wir schafften es gemeinschaftlich den Geist von Jens, eine, Bauern, zu befreien. Jens wurde befragt, konnte sich aber an nichts erinnern. Er erhielt Handgeld, eine Mahlzeit sowie etwas Wasser für seine Reise und durfte sich zu seiner Frau aufmachen.
Der arme Mann. Hoffen wir, dass seine Frau noch lebt. Wer weiß, wie lange er schon verändert war.

Leider brach im Anschluss meine Wunde erneut auf, als eine magische Erschütterung mich auf die Knie zwang. Gott sei dank konnte sie direkt wieder verschlossen werden. Die magische Erschütterung konnte ich nicht untersuchen, ich war zu schwach. Ich vermute, dass es sich um unser Einfallen der Pforte und erfolgreiche Entweihen des Opferraums handelt.


Aber was ist nun das Resume diesen Reiseabschnitts?

Ich für meinen Teil habe mich entschieden Waffen aus meinem Leben zu verbannen. Ich habe vorerst genug Leid zugefügt und werde diese Form der Gewalt versuchen aus meinen Handlungen zu entfernen. Sie war bisher richtig, aber sie muss jetzt ein Ende finden.

Was ich zudem über meinen Baron lernte ist, dass er auf dem Schlachtfeld fokussiert ist und bereit ist Opfer für das höhere Wohl einzugehen. Nicht immer wäre ich mit der Größe des Opfers einverstanden, sein Leben scheint ihm dabei von geringerem Wert zu sein.

Mein Wunsch für das weitere Vorgehen ist in viele Richtungen gerichtet. Zum Einen wünschte ich hier zu bleiben, den Wesen weiterhin zu helfen und sie zu unterstützen; Zum Anderen interessiert mich nun noch mehr die Welt um unsere Baronie herum und natürlich deren Magie. Dabei Besonders: Die verschiedenen Wege mit denen wir in der Lage sind unsere Umwelt zu manipulieren. Ich befürchte aber, dass ich den Fokus auf meine Heimat und mein Lehnen setzen muss. Die Bewohner brauchen Führung und Stabilität.
Ich werde wohl meinen Fokus darauf setzen eine Form der Magie zu wirken, mit denen das Reisen entfernter Strecken mittels Magie funktioniert, dann hab ich einen festen Anker nach Hause und bin in der Lage meinen Pflichten in jeglicher Hinsicht zu folgen. Aber bis dahin bleibt das alles nur ein Wunschdenken.

Foto zeigt Stellan Bergqvist, gespielt von Bastian Bringenberg; Aufnahme von Alexandra Kick