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Ich und mein Fetisch für Sprache...

In meiner Kindheit war es essentiell wichtig, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, wie ich Sätze aufbaue und welche Worte ich verwende. Ich wurde korrigiert und mir wurde die Differenz zwischen diversen Worten beigebracht, ich konnte als Kind, anders als viele Erwachsene heute, den Unterschied zwischen „das Gleiche“ und „das Selbe“ erklären.

Heut zutage stelle ich leider fest, dass diese Form der Sprache nicht mehr der Norm entspricht. Deutlich mehr Themen ärgern mich im Umgang mit anderen kommunizierenden Menschen, dabei mag ich den Umgang mit Menschen generell unglaublich gerne.

Anglizismen

Ich weiß, dass ich davon ebenfalls betroffen bin, dennoch mag ich die Verwendung englischer Worte im Deutschen nicht. Leider lässt sich das nicht häufig umgehen, denn ein „Unit-Test“ ist ein fester Begriff und die deutsche Übersetzung „Einheitsheitstest“ hat keinerlei Aussagekraft.

Was mich in dem Thema aber außerordentlich ärgert ist der englische Satzbau in deutscher Sprache. Ein Beispiel ist „Macht Sinn“, was aus dem Englischen kommt „Makes sense“. Ist aber leider falsch und ärgert mich. Damit einhergehend ist die Verwendung deutlich simpler Satzstrukturen, damit sich Personen nicht zu viele Gedanken über den Inhalt machen müssen. Es verschwindet zunehmend das „Dass“ aus dem Sprachgebrauch, da sowohl Kommata, als auch „Dass“ komplexerer Sprachgebrauch zu sein scheinen.

Vereinfachung von Verben

Damit einhergehend ist die Vereinfachung von Sätzen, in denen etwas getan wird. Das englische „Make“ oder „Do“ ist überall in der deutschen Sprache angekommen. Dagegen kann ich nichts sagen. Es ist leider mittlerweile richtig, aber anstelle von „Ich mache das gleich schön!“, wäre ein „Ich überarbeite das Programm gleich nochmal!“ Deutlich eleganter. Diese Formen der Eleganz sind in der deutschen Sprache möglich, verschwinden aber zunehmend.

Meine Auszubildenden, ich hab sie wirklich gerne, neigen leider dazu solche Aufbauten häufiger zu verwenden und nicht das korrekte Verb zu verwenden, sondern:

  • „Machen“ etwas
  • „Tun“ etwas

Es wäre viel präziser und einfacher zu verstehen, wäre hier eine klare Verwendung WAS genau sie „Machen“ oder „Tun“.

Und um das Klar zu stellen, „Ich tu gleich die Spülmaschine ausräumen“ hab ich in unserem Büro in der Vergangenheit schon gehört und es rollt mir die Fußnägel hoch…

Verniedlichungsformen und Vereinfachungen

Als kleiner, dicker Mann habe ich mir vor vielen Jahren gewünscht nicht mehr „Basti“ genannt zu werden. Ich bin ein gebürtiger „Sebastian“ (Überraschung!), aber wurde zuhause Bastian genannt. Der Name war damals für den Taufnamen wichtig.

Mit Basti können Kinder, die alle gemein sind, deutlich gemeinere Sachen machen als ich das jetzt hier schreiben möchte, daher habe ich auf die Verniedlichung zunehmend verzichtet und das hat geklappt. Es gibt wenig Personen die mich Basti nennen, manche von denen machen es und es stört mich nicht, oder haben sich dahingehend mein Vertrauen erarbeitet.

Aber warum müssen wir wichtige Veranstaltungen verniedlichen oder Abkürzen. Und ich schreibe nicht nur vom verbalen Sprachgebrauch, auch der schriftliche Sprachgebaut. Ich bin Teil der Wirtschaftsjunioren, einer Organisation von Unternehmern und Führungskräften unter 40, die versuchen die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Jonas befindet sich heute auf der „Deli“, also der Delegierten Versammlung für alle deutschen Wirtschaftsjunioren. Die werden mit WJ abgekürzt. Finde ich im Logo und unter WJ gar nicht störend, nach außen verwende ich diese Bezeichnung aber nicht.

Auf einem Bild, dass er aus Berlin geschickt hat, war groß „Deli“ vor dem Rednerpult zu lesen. Warum? Versuchen wir „Chibi “ niedlich zu sein?

Jemand der Delegiert ist, vertritt die Interessen einer Gruppe. Ein „Deli“ ist für mich jemand der aus der Stadt Delhi kommt. Verniedlichung nimmt Respekt.
Wir brauchen den Respekt von vor 40 Jahren nicht mehr, Hierarchien sind deutlich flacher geworden, aber in meinen Augen ist es unfassbar wichtig dennoch Respekt vor der Aufgabe und der Verantwortung zu haben.

Übertriebene Häufigkeit von Abkürzungen

z.B.: Zum Beispiel. Wir befinden uns in einer Zeit, in der ein Computer automatisch die getippten Kürzel zu einer langen Form ausschreiben kann. Es vereinfacht jegliche Form der Kommunikation, wenn man beim Gegenüber nicht erfordert, dass Dieser oder Diese entsprechende Kurzformen kennt.

Während ich „MfG“ dank der Band „Fantastische Vier“ noch deuten kann, ist ein kurzes „HG“ unter Emails einfach irritierend. Sind es jetzt „herzliche“ oder „höfliche“ Grüße? Das macht für mich einen deutlichen Unterschied!

Daher lasst und einfach die Langformen verwenden und das Gegenüber nicht im Dunklen stehen.

Fazit

Wenn wir uns ein bisschen Mühe geben, ist der Klang unserer Sprache unmittelbar deutlich besser, aber dafür müssen wir das wollen. Ich habe die Befürchtung, dass viele junge Personen nicht verstehen, warum ich mir diese Gedanken mache. Unter Umständen ist es richtig, dass ich mich versnobt fühle, aber Wünsche darf man Gott sei dank noch mitteilen.

Nicht alles ist des Teufels, aber Wertschätzung bei einer sich entwickelnden Sprache wäre schön.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende!

fin

Post Scriptum: Das ist die Langform von „PS“, welches ich lieber verwendet hätte, aber dann unpassend fand… Ich musste die Abkürzung „MfG“ händisch dreimal korrigieren, weil mein Mac automatisch die Satzform darauf gebildet hat.

Post Post Scriptum: Vermutlich wird es der ein oder anderen Person aufgefallen sein: Ich bin kein perfekter Verwender unserer Sprache und die gute alte Kommasetzung ist nicht meins. Außerdem verwende ich offenkundig Anglizismen. Es geht hier nicht um absoluten Perfektionismus, sondern darum sich Mühe zu geben und sich mit der Sprache zu befassen.